Arbeit - Migration - Geschlecht: Intersektionale Perspektiven auf Saisonarbeit und temporäre Arbeitsmigration – Dr. Sarah Schilliger

Immer mehr Menschen pendeln über nationalstaatliche Grenzen hinweg für temporäre Erwerbsarbeit in die Schweiz. Landarbeiter:innen aus Rumänien ernten auf den Feldern im Seeland die Spargeln, die wir als regionale Produkte im Supermarkt kaufen; Arbeiter:innen aus der Slowakei bauen am neuen Berner Bahnhof; Care-Arbeiter:innen aus Polen kümmern sich rund um die Uhr um unsere pflegebedürftigen Grosseltern. Pendelmigration ermöglicht es transnationalen Arbeiter:innen, das Leben im eigenen Land fortzuführen, obwohl sie dort nur schwer ein Auskommen finden. So wird oft nicht migriert, um das Land zu verlassen, sondern viel eher, um bleiben zu können (Morokvasic 1994). 

Wir erarbeiten uns im Seminar theoretische Konzepte der intersektionalen und transnationalen Migrations- und Arbeitsforschung und nähern uns anhand von qualitativen Interviews globalisierten, vergeschlechtlichten und häufig prekären Arbeitsverhältnissen und verschiedenen Formen transnationaler Lebenspraxis an. Dabei konzentrieren wir uns auf die Arbeitsmarktsegmente: Landwirtschaft, Hauswirtschaft/Care und Gastronomie. In den Blick kommen dabei auch veränderte familiäre Beziehungs- und Geschlechterkonstellationen im Kontext der Migration sowie globale Sorgeketten («global care chains»).

Die Studierenden werden aus den im Rahmen des Seminars durchgeführten qualitativen Interviews ein Podcast erstellen, das als Begleitmaterial in eine Ausstellung einfliesst: Das Neue Museum Biel wird 2022 in einer Ausstellung die Arbeits- und Lebensbedingungen von Saisonniers und Saisonnières beleuchten.

In einem von Dr. Francesca Falk geleiteten parallelen Seminar am Historischen Seminar der Uni Bern führen die Studierenden Oral History Interviews durch mit Arbeiter:innen, die unter dem Saisonnier-Statut (bis 2002) in der Region arbeiteten. Wir werden im zweiten Teil gemeinsame Seminarveranstaltungen durchführen, das empirische Material zusammen diskutieren und damit einen Vergleich von temporärer Arbeitsmigration gestern und heute anstellen.

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