Intersektionale Perspektiven auf Citizenship-Politiken: Aktuelle theoretische Debatten und empirische Fallstudien – Dr. Sarah Schilliger

Mit dem ‚citoyen’ – der französischen Konzeption des Bürgers – war im Zuge der französischen Re-volution trotz des universalen Anspruchs real der europäische, weisse, männliche und besitzende Bürger gemeint. Doch von Beginn an war dieses exklusive Verständnis von Citizenship umkämpft: So forderten schon wenige Jahre nach der französischen Revolution Olympe de Gouges und Mary Wallstonecraft gleiche Rechte und politische Anerkennung für Frauen ein. Bis heute ist Citizenship durch eine starke Fragmentierung gesellschaftlicher Teilhaberechte gekennzeichnet.
Im wachsenden Forschungsfeld der ‚critical citizenship studies’ wird die bürgerlich-liberale Konzep-tion von Citizenship, die stark auf den legalen/rechtlichen Status zentriert ist, hinterfragt bzw. erwei-tert: Citizenship wird hier nicht bloss als statisches/staatliches Rechtsregime konzipiert, sondern als politische Praxis und als Konfliktfeld. Damit rücken vermehrt soziale Bewegungen und Konflikte um Teilhabe in den Blick. Zudem erweitert sich der Blick von der öffentlichen Sphäre in die sog. private Sphäre.